Um 1540 sehen wir, wie plötzlich alle Instrumente ihren Umfang ins untere Register erweitern. Das gleiche passierte auch bei der Harfe. Wenn vorher die tiefste Saite auf G oder F gestimmt war, wurde es jetzt C oder sogar GG. Diese neuen Instrumente waren doppelt so groß wie die alten Harfen und man nannte sie deshalb 'arpa doppia'.
Zur gleichen Zeit veränderten sich die musikalischen Anforderungen. Die Spätrenaissance brachte den Manierismus hervor - eine Zeit von sehr fortschrittlicher Harmonik im Madrigal und einer 'musica segreta' oder 'musica reservata', die an verfeinerten päpstlichen oder fürstlichen Höfen blühte. Das half beim Aufstieg chromatischer oder enharmonischer Tongeschlechter und die alte diatonische Harfe konnte nicht mehr befriedigen. Eine zweite oder dritte Saitenreihe wurde hinzugefügt. Diese Harfen nannte man 'arpa a due o tre ordini'.
Wir wissen um Claudio Monteverdis Harfensolo im 'Orfeo', das einen Umfang bis ins GG verlangt, aber normalerweise reichten zwei- oder dreireihige Harfen mit einem Umfang ab C aus, um die gesamte Musik bis weit ins 17. Jahrhundert zu spielen. Die meisten Harfen dürften den gleichen Umfang wie die Cembali der Zeit gehabt haben und diese gingen sehr lange nicht tiefer. Aber sie hatten oft Tastaturen mit geteilten Obertasten, die einen Unterschied zwischen dis und es oder gis und as machten. Das ist auch auf einer Harfe leicht möglich.
Meine Harfe hat viele hundert Stunden im Graben kleiner und großer Opernhäuser und im Konzert ihren Dienst getan. Die Sänger die ich begleite lieben sie, weil es so viel einfacher ist einen Ton von einer Harfe abzunehmen als von einem Cembalo. Und sie spricht viel direkter an als eine Orgel. Für mich ist sie ideal zum reisen, weil sie in europäischen Zügen ins Gepäckfach über dem Sitz paßt.