Michael Dollendorf studierte Ethno-Musikwissenschaft und Musik an der University of Michigan, wo er seine Abschlüsse mit einer Arbeit über japanische Zeremonialmusik und als Barock-Fagottist erhielt. Außerdem spielte er dort Dulzian und frühe Harfen und nahm Gesangsunterricht. Sein Professor war L. Hugh Cooper, eine Fagottistenmacher-Legende, der auch für die Instrumentenbaufirmen Püchner und Fox akustisch völlig überarbeitete moderne Fagotte entworfen hat. Weitere wichtige Lehrer waren William Waterhouse in London, sowie Ku Ebbinge und Bruce Haynes bei Meisterkursen. 1986 lebte er für ein Jahr in Köln und Salzburg, wo er am Mozarteum an den Kursen zur historischen Aufführungspraxis von Nikolaus Harnoncourt teilnahm.
Nach Beendigung des Studiums zog er nach San Francisco, wo er beim Philharmonia Baroque Orchestra, Fagott spielte, aber auch regelmäßig mit den Smithsonian Chamber Players in Washington D.C. und mit Les Arts Florissants in Paris auftrat und CD-Aufnahmen machte.
Später schrieb er sich in Deutschland an der Universität Bonn ein und studierte Alt-Germanistik und Alt-Anglistik. Bei Gail Ann Schroeder in Amsterdam erlernte er das Gambenspiel und bei Knut Trautvetter in Berlin die Laute.
Michael spezialisiert sich auf einige Ausschnitte aus dem Repertoire zwischen Mittelalter und Spätrenaissance/Frühbarock. Als Solist macht er Programme als Sänger und Geschichtenerzähler, beginnend mit mittelalterlichen Heldenliedern bis hin zur Monodie der Florentiner Camerata oder zur Auferstehungshistorie von Heinrich Schütz. Hierbei begleitet es sich selbst auf verschiedenen Instrumenten. Als Multi-Instrumentalist arbeitet er mit Sängern und Musikern in Konzertprogrammen oder Opern des 17. Jahrhunderts, spielt Harfe, Lirone, Viola Bastarda und Renaissance-Posaune und improvisiert über Generalbaßstimmen. Und hin und wieder geht er zum Fagott zurück (weil er nie eine Matthäus-Passion ungespielt lassen würde), oder man sieht ihn mit einer großen Barockharfe aus dem 18. Jahrhundert in einer Händel Oper, weil es soviel Spaß macht.
Michael Dollendorf verbindet jahrzehntelange Konzerterfahrung mit immer neuen Forschungsergebnissen und arbeitet mit zahlreichen Instrumentenbauern zusammen, um verlorene Spieltechniken und Klangbilder neu zu erschließen.
Regelmäßig singt er mit verschiedenen Vokalensembles, die sich auf die polyphone Musik des 15. und 16. Jahrhunderts spezialisiert haben und leitet zwei eigene Ensembles: Ymagynacioun, Ensemble für Musik des Spätmittelalters, spezialisiert auf die Musik des 13. bis 15. Jahrhunderts, und Q 16, ein Bläserensemble, benannt nach dem berühmten Codex aus Bologna, das mit Zinken, Schalmeien, Bombarden und Zugtrompete/Posaune die „laute Musik“ der gleichen Epoche spielt.
Die zeitgenössischen französischen Komponisten Jean-Jacques Lemêtre und Hubert Garavel waren vom Klang von Michaels Instrumenten so fasziniert, dass sie neue Stücke für ihn geschrieben haben. Außerdem macht er Bühnenmusik für Theaterproduktionen. So war er für viele Jahre im modernen Tanztheater der musikalische Leiter und Musikdramaturg von Reinhild Hoffmann.
Seit 2012 hat Michael immer wieder Lehraufträge in der Abteilung für Darstellende Kunst an der Universität der Künste (UdK) in Berlin und unterrichtet Kurse und Workshops an anderen Schulen und Universitäten.