26.-27. Januar 2019
Das Frontispiz von John Dowlands »Lacrime«-bergender Liedersammlung The Second Booke of Songs ziert ein musikalisches Rätsel. Diesen kurzen Kanon à 3 unterlegen die Worte: »Praise GOD vpon the Lute and Violl.« – leicht abweichend vom ursprünglichen Psalm, wo von Psaltern und Harfen die Rede ist. Tatsächlich verkörpert dieser Spruch die dreifaltige Beziehung zwischen Stimme, Gambe und Laute im elisabethanischen Musikleben: Dowlands Drucke bedingen durch ihr typographisches Format lediglich einen kreisrunden Tisch für die aufführende Gesellschaft. Deren individuellen Mitgliedern bleibt letztlich freigestellt, ob sie singend, streichend oder zupfend teilnehmen wollen. Als Lautenisten pflegen wir unsere Consort-Tauglichkeit auf ausgewiesenes Repertoire mit Tabulatur-Partie beschränkt zu sehen. Selbst das berühmte Lachrimae, or Seaven Teares, jeweils auf einer Säule des Lautenrepertoires sowie des Lute-Song fußend, ist somit allmählich zur Domäne des Chest of Viols, des Gambenconsorts geworden, in dem nur einem einsamen, hoffnungslos übertönten und überforderten Zupfer ein Plätzchen zugestanden bleibt. Dabei heißt es auf dem Deckblatt doch: »[…] set forth for the Lute, Viols, or Violons, in five parts.«
Den Teilnehmern dieses Kurses möchten wir also neben dem regulären Einzelunterricht auch einen Platz im »Chest of Lutes« anbieten. Die fünf dazugehörigen Instrumente in den entsprechenden Größen werden bereitgestellt – sowie die Tabulaturen zu Auszügen aus besagten Seaven Teares und den Liederbüchern. Notenlesen oder mehrstimmiges Spiel ist also nicht zwingend erforderlich und somit bleibt selbst Neulingen das Consortspiel nicht verwehrt! Die Einzelstunden finden im Beisein der Gruppe statt, dabei liegt der Schwerpunkt auf dem englischen Solo-Repertoire: Dowland, Johnson, Zeitgenossen und Vorgänger, sowie den Songs, entweder in Selbst- oder Fremdbegleitung. Einen gedruckten Reader mit Repertoire-Vorschlägen aller Schwierigkeitsgrade erhalten die Teilnehmer vorab.
---------
Lukas Henning studierte an der Schola Cantorum Basiliensis, einer führenden Forschungs- und Lehranstalt im Bereich der historisch informierten Aufführungspraxis, wo er 2016 seinen Abschluss als Master of Arts machte. Er spezialisiert sich auf Laute und Theorbe, die er bei Hopkinson Smith studierte. Außerdem hatte er Unterricht bei verschiedenen anderen wichtigen Forschern und Spielern wie Crawford Young, Jesper Christensen und Anthony Rooley. Seit 2011 hat Lukas Henning in ganz Mittel- und Nordeuropa Konzerte gegeben.
Er erfand me:mo, eine Website für Kunst & Musik mit regelmäßigen Veröffentlichungen zur Lautenmusik der Renaissance und deren kulturellem Umfeld.
----------
Die Lauten-Workshops beginnen immer schon am Freitag Abend mit einem kleinen Konzert von Lukas Henning. Gäste sind willkommen. Von allen wird eine Spende in Höhe eines normalen Konzerteintritts erbeten. Bitte vorher per E-mail anmelden!